Redensart/Redewendung
den Löffel abgeben (seltener: hinlegen)
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Bedeutung
sterben – sein Leben aushauchen – dahinscheiden
eine ähnliche Bedeutung haben:
über den Jordan gehen,
über die Wupper gehen
das Zeitliche segnen
Herkunft
In früheren Zeiten (von der Antike bis weit ins 19. Jahrhundert) war der einer schöpfenden Hand nachempfundene Löffel das wichtigste Teil des Essbestecks – für einfache Leute meist auch das einzige. Die ärmeren Bevölkerungsschichten mussten sich oft mit Eintöpfen, Suppen oder Brei begnügen. Gab es doch einmal etwas zu beißen, bediente man sich der Finger (bei Suppen etwas schwierig…). Der Löffel war kein Massenprodukt wie in heutiger Zeit, sondern persönlicher Besitz. Dies umso mehr, wenn es sich nicht nur um ein grob geschnitztes Exemplar aus Holz, sondern um ein gutes aus Eisen, Zinn oder gar Silber hergestelltes Stück handelte. Dann wurde der Löffel richtiggehend zum Erbstück. Und wenn jemand – im Normalfall sicher der älteste Sohn – einen solchen Löffel vermacht bekam, bedeutete dies der Logik gemäß, dass sein Vorbesitzer ihn abgegeben hatte, also gestorben war.
Übrigens: Die Gabel konnte sich auch in Kreisen, in denen es auf einen einzelnen Löffel nicht ankam, erst im Laufe des 18. Jahrhunderts durchsetzen, obwohl schon längst bekannt. In Benimmregeln wurde das bspw. folgendermaßen begründet: „Hat uns die Natur nicht fünf Finger an jeder Hand geschenkt? Warum wollen wir sie mit dummen Instrumenten beleidigen, die eher dazu geschaffen sind, Heu aufzuladen als zum Essen?“
Beispiele
„Löffel abgeben oder in Würde sterben? Die Patientenverfügung und ihre Folgen.“
„Die Gewinne der amerikanischen Millionäre dürfen nicht geschmälert werden, nur weil in der Dritten Welt ein paar Hungerleider mehr den Löffel abgeben.“
„Ich denke, ich kann eines Tages mit einem Lächeln im Gesicht den Löffel abgeben, ohne das Gefühl zu haben, dass mich der Liebe Gott behumst hat.“ (aus dem Film „The Big Lebowski“)
„Ärgerlich, aber kein Grund, den Löffel hinzulegen.“