Redensart/Redewendung
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Bedeutung
geistig träge und verträumt wirken – unaufmerksam oder gar unfähig sein – langsam denken – vergesslich sein
Herkunft
Hört ihr Leut´und lasst euch sagen …
Die redensartliche Beschimpfung als Nachtwächter spielt vermutlich darauf an, dass jeder, der nachts arbeiten muss, am Tage oft schläfrig wirkt. Hinzu kommt, dass Nachtwächter zusammen mit Henker, Abdecker (er beseitigt Tierkadaver) u.a. häufig als unehrenhafter Beruf angesehen wurde, den nur sozial Ausgegrenzte ausübten. Andernorts freilich war die Nachtwache Bürgerpflicht und der Posten eines Nachtwächters wegen der Besoldung sehr begehrt.
Der „Zedler“, DAS deutschsprachige Lexikon des 18. Jahrhunderts, bietet unter dem Stichwort Nachtwächter folgendes:
Nacht-Wächter, Vigil, Vigiles, Excubi-
tores nocturni sind gewisse darzu bestellte und
verpflichtete Personen, des Nachts über so wohl
auf denen Gassen und Strassen herum zu gehen
und Achtung zu geben, daß so wohl Feuer und
Licht gebührend verwahret, als auch aller unnützer
Lermen, Unfug, Diebereyen u.v.a. vermieden werde,
als auch die Stunden auszuruffen, oder sonst
durch ein gewisses Zeichen anzugeben […]
Im 19. Jahrhundert kam der Beruf des Nachtwächters langsam aus der Mode. Die Städte wurden immer größer, das Leben in ihnen immer vielfältiger, so dass der einfache Nachtwächter als Garant für Ordnung und Ruhe an die Grenzen des ihm möglichen stieß. Diese Aufgabe übernahm in zunehmendem Maße die Polizei. Die Zeit anzusagen, war ebenfalls überflüssig geworden – allerorten gab es mittlerweile Uhren, die mindestens die vollen Stunden schlugen.
In der Umgangssprache wird Nachtwächter auch genutzt, um die Arbeit von Mitarbeitern der Wach- und Schließgesellschaften kurz und griffig zu umschreiben, ohne dass dies deren Tätigkeit herabsetzen soll. Es gilt: Der Ton macht die Musik. Sonderlich schmeichelhaft erscheint die Bezeichnung Nachtwächter aber auch in diesem Zusammenhang nicht.
Als historische Figur in authentischem Kostüm, die Touristen durch die Stadt führt und Anekdoten aus der Stadtgeschichte zum besten gibt, findet der Nachtwächter neue Verbreitung und ist nicht selten selbst Touristenattraktion.
Beispiele
„Was ist denn das für ein Nachtwächter?!“
„Skilaufen konnte er wie eine Rakete, aber geschossen hat er wie ein Nachtwächter.“
„Wer nicht erkennt, dass es sich dabei offensichtlich um einen Betrug handelt, der muss schon ein ganz schöner Nachtwächter sein.“
„Ausgerechnet dieser Nachtwächter soll nun der neue Hoffnungsträger sein und den Verein aus der Krise führen?“