Redensart/Redewendung
ein Spießbürger sein – ein Spießer sein – spießig sein
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Bedeutung
engstirnig/rückschrittlich/intolerant sein – sich jedem Fortschritt verweigern – veraltete Anschauungen und Moralvorstellungen vertreten und verteidigen – ein kleinlicher/hausbackener/angepasster Mensch sein – ein Biedermann/Hinterwäldler/Kleingeist sein
Herkunft
Ein Spießbürger sein, das war ursprünglich aller Ehren wert. Die Bürger mittelalterlicher Städte verteidigten ihre Stadt oft mit Spießen, die sich leicht und billig herstellen ließen. Das war lange Zeit auch eine effektive Verteidigung. Nachdem sich allerdings die Feuerwaffen durchgesetzt hatten, nützte es natürlich nichts mehr, mit dem Spieß auf oder vor der Stadtmauer zu stehen und Feinde abwehren zu wollen. Nur wollten das die Bürger so mancher Stadt nicht gleich einsehen und zogen wie ihre Urgroßväter in den Kampf. Dafür bekamen sie natürlich die Rechnung und vom Gegner einen aufs Haupt. Erst dadurch wurde Spießbürger zum Inbegriff für Rückständigkeit und Engstirnigkeit.
Aus dem Spießbürger wurde im Laufe der Zeit das kürzere Spießer, für den nach Ansicht der jungen Wilden spießig sein der einzige Lebensinhalt ist.
Beispiele
„Er spielte mit derselben Ausdruckskraft und Intensität auch zwielichtige Gestalten wie eiskalte Mörder, eifersüchtige Ehemänner, verkappte Homosexuelle oder verklemmte Spießbürger.“
„Beim Konzert der Kinderband Tokio Hotel konnte er ganz Spießbürger sein und litt wie einst seine eigenen Eltern bei den Beatles und Rolling Stones.“
„Kinder zu haben, eine Familie zu gründen, das bedeutet in der deutschen Mentalität vor allem eines: ein Spießer sein.“
„Die schockierende Wahrheit lautet doch, dass die Rebellen der 60er Jahre die Spießer der Gegenwart sind.“
„Was einst als spießig verachtet wurde, kommt allmählich wieder in Mode.“