Redensart/Redewendung
1) jemanden/etwas zur Strecke bringen
2) auf der Strecke bleiben
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Bedeutung
1) bei einer Jagd erlegen; jemanden besiegen/fangen/überwältigen/ausschalten/erledigen oder gar töten
2) aus einem Wettbewerb ausscheiden – aufgeben müssen – nicht das Ziel erreichen; scheitern – verlieren; nicht weiter berücksichtigt/beachtet werden – In Vergessenheit geraten
Herkunft
Etwas zur Strecke bringen im wörtlichen Sinn seit langer Zeit vor allem Jäger, und zwar nach erfolgreicher Jagd das geschossene Wild. Das wird bei größeren Jagden mit mehreren Beteiligten an einen Sammelplatz fein säuberlich in Reih und Glied, sortiert nach Art und Größe, ausgelegt. Diese Aufreihung nennt der Waidmann Strecke. Dabei kann man Strecke von „strecken, gestreckt“ herleiten, weil die Jagdbeute wortwörtlich alle viere von sich streckt, nachdem sie tödlich getroffen wurde. Wenn nicht, wird nachgeholfen.[1] An der Strecke wird dem Wild die letzte Ehre erwiesen. Zu diesem Zweck wird mit dem Jagdhorn für jede erlegte Tierart eine bestimmte Tonfolge angestimmt. Der Kundige nennt das „die Strecke verblasen“. Aber natürlich wollen die Jäger an der Strecke auch mit ihrer Ausbeute glänzen.
Der Jagd verdanken wir neben dem einen oder anderen Leckerbissen und „zur Strecke bringen“ viele weitere Redewendungen, z.B. durch die Lappen gehen oder in die Binsen gehen.
Bekannter als die Strecke aus der Sprache der Grünröcke ist sicher die Strecke im Sinne eines Weges, der zurückgelegt werden muss. Im sportlichen Wettstreit ist dies die Entfernung zwischen Start und Ziel. Viele werden dabei wohl an den Motorsport denken, bei dem Unfälle, Motorschäden oder Reifenplatzer dazu führen, dass ein Fahrer die Ziellinie nicht erreicht. Wer auf der Strecke bleibt, kommt also nicht ins Ziel. Wer nicht ins Ziel kommt, kann nicht gewinnen. Wer nicht gewinnt, verliert. So einfach ist das und gilt selbstverständlich auch für Laufwettbewerbe.[2]
Mittlerweile kann man bei allem auf der Strecke bleiben, was nur irgend an einen Wettstreit erinnert, ob nun Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft.
[1] „Die Jäger strecken das geschossene Wildpret, wenn sie es auf den Boden der Länge nach hinlegen.“ (Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart, zweite Auflage, Leipzig 1793 ff., Bd. 4, Spalte 432)
[2] Vgl. Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 7. Auflage, Herder Verlag, Freiburg – Basel – Wien 1994, Bd. 3, S. 1568
Beispiele
1) „850 Zwergwale will Japans Fangflotte in dieser Saison zur Strecke bringen.“
„Mit neuer Technik will die Polizei alle Temposünder zur Strecke bringen, die aus den Straßen durch die Eifel eine Rennstrecke machen.“
2) „Naturschutz und Nachhaltigkeit bleiben dabei einmal mehr auf der Strecke.“
„Seine Feinde sehen in ihm einen profitgeilen Kapitalisten ohne soziales Gewissen, der sich nicht dafür interessiert, ob und dass seine Beschäftigten auf der Strecke bleiben.“
Wissenswertes
Jäger verfügen über ein umfangreiches „Fachchinesisch“, mit dem sie ihr Jägerlatein von sich geben können. Für eigentlich alles in Wald und Flur hat der Jägersmann Begriffe, mit denen Außenstehende in der Regel nichts anfangen können, sondern nur Bahnhof verstehen. Bache und Keiler weiß auch der Städter noch zuzuordnen. Aber wie steht es mit Einfahrt (Eingang eines Baues), Lecker (Zunge), Lichter (Augen), Mäuseburg (Lockstelle für Fuchsjagd), Standarte (Fuchs-/Wolfsschwanz)? Teller, Überläufer, Windfang? (Ohren bei Wildschweinen, junges Wildschwein, Nase bei Rehen)